Kinderwunsch
Familie und Kinder gehören für viele zu einem erfüllten, glücklichen Leben. Der gesellschaftliche Wandel, die längere Lebenserwartung und Umweltveränderungen führen dazu, dass immer mehr Paaren der Kinderwunsch nicht ohne weiteres erfüllt wird.
Ca. 10 - 15 % der Paare im gebärfähigen Alter leiden unter einer ungewollten Kinderlosigkeit. Eine strikte Trennung in weibliche und männliche Sterilität ist nicht immer möglich. In 30 - 40 % der Fälle liegt die Ursache bei beiden Partnern.
Von unerfülltem Kinderwunsch spricht man dann, wenn bei einem Paar trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs eine Schwangerschaft über einen Zeitraum von 1-2 Jahren ausbleibt.
Die Erfolgschancen einer Behandlung
Ob eine Behandlung der Sterilität erfolgreich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. das Alter des Paares und die Ursache der Kinderlosigkeit.
Die Erfolgschancen, dass es nach Durchführung einer Sterilitätsbehandlung zu einer Schwangerschaft kommt, wird vom deutsche IVF-Register für alle Zentren mit 25 bis 30 % angegeben (bezogen auf alle durchgeführten Behandlungszyklen).
In Deutschland ist es nur speziellen Zentren erlaubt Sterilitätsbehandlungen durchzuführen.
Wird eine Kinderwunschbehandlung von der Kasse übernommen?
Die Kassen übernehmen seit 2004 nur noch 50% der Behandlungskosten. Voraussetzung dafür ist, dass Mann und Frau verheiratet sind. Die Frau darf nicht jünger als 25 und älter als 40 sein, der Mann nicht älter als 50 Jahre.
Testung der ovarialen Reserve
Zunehmend mehr Paare verschieben ihre Familienplanung in ein höheres Alter. Dabei stellen sich viele Frauen die Frage, ob ihre biologische Uhr schon bald abläuft oder ob sie noch genug Zeit für ihren Kinderwunsch haben. Häufig wird der Zeitraum der Fertilität (Fruchtbarkeit) der Frau überschätzt. Demnach endet bei etwa 40% der Frauen die fruchtbare Periode mit etwa 40 Jahren.
Abhängigkeit der Fruchtbarkeit vom Alter
Die ovarielle Reserve der Frau ist der Pool der vorhandenen Primordialfollikel aus denen sich fertige Eizellen entwickeln können. Mit zuehmendem Alter sinkt nicht nur die Anzahl, auch die Qualität der Follikel wird schlechter. Diese Entwicklung kann man nur sehr ungenau am Alter feststellen, da die Anzahl der Follikel unterschiedlich schnell abnimmt. Pro Zyklus werden mindestens 40, möglicherweise sogar über 100 Follikel verbraucht.
Wodurch wird die Fertilität noch beeinflusst?
Übergewicht mit einem BMI > 27 kg/m² senkt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden erheblich. Dazu kommt eine um den Faktor 1,7 erhöhte Fehlgeburtenrate.
Auch Rauchen senkt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft um fast 30%. Die Fehlgeburtrate ist deutlich erhöht. (21,4% vs. 16,4%). Als Faustregel gilt: Jedes Jahr Rauchen vermindert die Chance auf eine Schwangerschaft um 4%
Was sagt der neue Test Ferticheck aus?
Der FertiCheck macht eine Aussage darüber, ob die ovarielle Reserve der Frau es wahrscheinlich macht, dass eine vorzeitige Menopause eintritt. In diesem Fall sollte man einem Kinderwunsch möglichst bald nachgehen. Aber auch mit einer ausreichenden ovariellen Reserve läuft die biologische Uhr weiter.
Wie funktioniert der Test?
Der FertiCheck besteht aus
- einer Blutentnahme zur Hormonbestimmung und
- einer Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken.
Alle Hormone (Ausnahme: Anti-Müller-Hormon, AMH) bieten nur in der frühen Follikelphase, d.h. in der ersten Zyklushälfte, eine optimale Aussagekraft. Daher muss die Frau den Frauenarzt in zwischen dem 3.-5. Zyklustag aufsuchen.
Welche Hormone werden bestimmt und was sagen die Werte aus?
- FSH (Hypophysenhormon) und Estradiol (Östrogen): Die beiden Hormone sind für sich alleine genommen keine guten Indikatoren der Fertilität. Ein hoher FSH-Wert (>8 mIU/l) kombiniert mit einem niedrigen Estradiol-Spiegel (<50 pg/ml) in der ersten Zyklushälfte gelten jedoch als auffällige Werte für einen Rückgang der Fertilität.
- Anti-Müller-Hormon (AMH): Das AMH ist ein Marker für die Größe der heranwachsenden Follikeln und damit der ovariellen Reserve. Der AMH Spiegel ist weitgehend unabhängig vom Zyklustag und muss daher nicht zwangsläufig am 3.-5. Tag bestimmt werden. Er fällt mit dem Alter der Frau ab. Dieser Abfall ist schon einige Zeit vor einem FSH-Anstieg zu erkennen. Bei einem Wert unter 1,0 ng/ml verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt erheblich.
Ultraschalluntersuchung
Im Ultraschall benutzt man die Methode des Antralen Follikelcount (AFC). Hierbei werden alle Follikel beider Eierstöcke in der frühen Follikelphase mit einem Durchmesser von 2 mm-10mm zusammengezählt. Als gut ist ein AFC von 13 einzustufen. Allerdings ist der Normalwert von der Empfindlichkeit des Ultraschallgeräts und auch vom untersuchenden Arzt/Ärztin abhängig. Dieser Wert wird in Zukunft mit besseren Schallköpfen noch steigen. Dennoch ist diese Methode für sich alleine zur Zeit die aussagekräftigste für die Einschätzung der ovariellen Reserve.
Der Test ist eine Wahlleistung und wird nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Diagnose
Ungewollte Kinderlosigkeit kann sehr vielfältige Ursachen haben und sowohl auf körperliche, als auch seelische Gründe zurückzuführen sein.
Beratungsgespräch
Am Anfang einer jeden Beratung und Behandlung steht immer ein ausführliches Gespräch. Wir werden gemeinsam mit Ihnen mögliche Ursachen in der Vergangenheit , wie z.B. Krankheiten, analysieren und Ihnen Diagnose und Therapiemöglichkeitn aufzeigen. Bitte bringen Sie dazu alles mit, was Ihnen schon aus früheren Untersuchungen vorliegt.
Sterilitätsuntersuchungen beim Mann
- Samenanalyse (Spermiogramm)
- Hormonanalysen
- Untersuchungen auf genetische Ursachen einer Sterilität
- Untersuchung der Samenflüssigkeit auf Entzündungen und Antikörper
Kinderwunsch-Diagnostik bei der Frau
- Hormonanalysen
- Ultraschalluntersuchungen
- Untersuchungen auf Entzündungen des Genitales
- Spezialuntersuchungen bei Frauen nach häufigen Fehlgeburten
- Ultraschalluntersuchung der Eileiter mit Kontrastmittel (Echovist)
- Untersuchungen auf genetische Ursachen einer Sterilität
- Bauchspiegelung zur Überprüfung der Durchlässigkeit der Eileiter
Operative Behandlung und Hormontherapie
Operative Behandlung
Liegen körperliche Ursachen, wie z.B. Myomknoten (gutartige Muskelgeschwulst), Endometriose (versprengte Gebärmutterschleimhaut) oder eine Fehlbildung der Genitalorgane vor, können diese meistens mit einer Operation behoben werden.
Die hierbei zum Einsatz kommenden Operationsverfahren reichen von der minimal invasiven Chirurgie (MIC) bis hin zur Operation am offenen Bauch.
Durch die operative Behandlung kann die Erfolgschance bei unerfülltem Kinderwunsch verbessert werden.
Hormonsubstitutionstherapie
Störungen im Hormonhaushalt können die Ursache einer späteren Kinderlosigkeit sein.
Unregelmäßige Menstruationsblutungen, Milchsekretion aus der Brust oder vermehrter Haarwuchs im Bereich des Gesichts sind weitere Symtome solcher Hormonstörungen.
Eine Hormonanalyse gibt genaueren Aufschluss und häufig lassen sich diese Störungen im Hormonhaushalt medikamentös behandeln, so dass sowohl die Chance, bei späterem Kinderwunsch schwanger zu werden, wie auch die kosmetisch unangenehmen Erscheinungen, günstig beeinflusst werden.
Zyklusmonitoring und Isemination
Zyklusmonitoring:
Beim Zyklusmonitoring wird mittels Ultraschall die Eibläschen-Entwicklung verfolgt und eventuell zusätzlich eine Hormonbestimmung im Blut durchgeführt. Damit lässt sich der Zeitpunkt des Eisprungs bestimmen und somit der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr definieren.
Bei Störungen gibt es verschiedene Einflussmöglichkeiten durch Hormone.
Intrauterine Insemination (IUI):
Bei einer IUI werden zum Zeitpunkt des Eisprungs aufbereitete Spermien über einen dünnen Katheter direkt in die Gebärmutterhöhle übertragen.
Oft wird dabei gleichzeitig eine milde hormonelle Stimulation des Eisprungs durchgeführt. Die IUI eignet sich
- bei leichten Einschränkungen im Spermiogramm
- bei Störungen des Geschlechtsverkehrs
- Bei negativem Post-Koital-Test
In-Vitro-Fertilisation
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Bei einer IVF erfolgt die Befruchtung außerhalb des Körpers. Die weiblichen Eizellen und der Samen werden künstlich zusammengebracht.
Sie ist indiziert:
- wenn Eileiter nicht durchgängig oder durch andere Veränderungen in ihrer Funktion eingeschränkt sind
- bei fortgeschrittener Endometriose
- bei leichter bis mittelgradiger männlicher Fruchtbarkeitseinschränkung
- bei langjähriger ungeklärter Sterilität
- bei immunologisch bedingter Sterilität
- nach erfolglosen Inseminationen trotz guter Follikelbildung
Mikroinjektionsbehandlung der Eizellen (ICSI)
Die ICSI ist eine Zusatzbehandlung im Rahmen der IVF-Therapie. Alle Schritte bis zur Eizellgewinnung sind identisch.
Anschließend wird der Samen in die Eizelle injiziert.
ICSI ist indiziert bei:
- schweren Einschränkungen der Spermienfunktion
- mehrmaligem Ausbleiben der Eizellbefruchtung nach einer IVF-Therapie
Der Ablauf einer IVF
- Eireifung
Um Eizellen gewinnen zu können ist eine tägliche Hormongabe erforderlich. Zuvor und/oder parallel dazu erhält die Frau ein Medikament, um einen vorzeitigen eigenen Eisprung in der Mitte des Zyklus zu unterdrücken (Downregulation).
- Gewinnung der Eizellen
Durch eine Punktion der Eibläschen unter Ultraschallkontrolle (vaginale Follikelpunktion) werden die Eizellen aus den Eierstöcken der Frau entnommen. In aller Regel findet dieser Eingriff in einer leichten Narkose statt.
- Befruchtung der Eizellen
Die Befruchtung erfolgt außerhalb des Körpers. Nach 10-12 Stunden kann das Ergebnis beobachtet werden.
- Einsetzen in die Gebärmutter
Die befruchteten Eizellen bleiben einige Tage im Brutschrank und werden dann in die Gebärmutter implantiert.
In Deutschland dürfen maximal 3 befruchtete Eizellen (Embryonen) eingesetzt werden.
- Kostenerstattung
Von der gesetzlichen Krankenkasse werden 3 IVF oder ICSI-Versuche nach vorherigem schriftlichem Kostenantrag zu 50 % erstattet.
Kryotherapie und operative Samengewinnung
Operative Spermiengenwinnung (TESE/MESA)
Lassen sich keine Spermien aus dem Ejakulat gewinnen, so wird eine operative Spermiengewinnung (TESE/MESA) aus dem Hoden bzw. Nebenhoden durchgeführt. Die Gewinnung kann parallel zur Follikelpunktion der Frau erfolgen, oder zu Beginn der Stimulationsbehandlung.
In diesem Fall werden die Spermien eingefroren und am Tag der Follikelgewinnung aufgetaut.
Kryokonservierung
Wenn eine höhere Anzahl an befruchteten Eizellen gewonnen wurde, als Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt werden können, so besteht die Möglichkeit, diese einzufrieren.
Sie können dann in einem weiteren Zyklus ohne Eizellentnahme und hochdosierte Medikamentengabe eingesetzt werden (Kryozyklus).
Die Erfolgsraten sind hierbei etwas geringer. Das Verfahren ist aber weniger belastend für die Frau.
Kryokonservierung wird auch eingesetzt, wenn eine Schädigung des Erbgutes befürchtet wird, beispielsweise durch eine Chemotherapie. In diesem Fall werden die Eizellen vor der Therapie entnommen.
Die Kryokonservierung wird von der gesetzlichen Krankenkasse nicht bezahlt.